Eine digitale Roadmap zu entwickeln ist kein einmaliges Dokument, sondern ein instrumentelles Werkzeug, das Teams in den ersten 90 Tagen ergebnisorientiert in Bewegung bringt. In meinen Projekten erlebe ich immer wieder dieselben Unsicherheiten: Wo anfangen? Welche Quick Wins priorisieren? Wie messe ich Erfolg frühzeitig? In diesem Beitrag teile ich einen pragmatischen Fahrplan, den ich selbst in zahlreichen Transformationen angewendet habe — praxisnah, fokussiert auf die ersten 90 Tage und unmittelbar umsetzbar.
Warum die ersten 90 Tage so wichtig sind
Die ersten 90 Tage sind entscheidend, weil sie Energie, Glaubwürdigkeit und Momentum schaffen. Schnell sichtbare Erfolge (Quick Wins) bauen Vertrauen auf, während parallele Arbeit an strukturellen Fragen die Basis für nachhaltige Veränderung legt. Ich plane deshalb immer so, dass jede Aktivität entweder direkten Nutzen stiftet oder klar zur Reduktion eines Risikos beiträgt.
Grundprinzipien meiner Vorgehensweise
Bevor ich in Detailmaßnahmen gehe, halte ich mich an vier Prinzipien:
Fokus: Weniger Projekte, mehr Wirkung. Priorisieren statt verteilen.Messbarkeit: Jede Maßnahme hat ein klares Ziel und KPIs.Partizipation: Einbeziehen relevanter Stakeholder von Anfang an.Iterativität: Kurze Feedback-Zyklen (z. B. 2–4 Wochen) statt monatelanger Planung.Schritt-für-Schritt: Roadmap für die ersten 90 Tage
Ich strukturiere die 90 Tage in drei Phasen: Diagnose & Quick Wins (Tag 0–30), Skalierung & Prozessaufbau (Tag 31–60) und Stabilisierung & Übergabe (Tag 61–90).
Phase 1 (Tag 0–30): Diagnose & Quick Wins
Ziel: Klarheit über Prioritäten gewinnen und erste sichtbare Ergebnisse liefern.
Schnellaufnahme: Ich führe in den ersten 7–10 Tagen Stakeholder-Interviews (Führung, IT, Key-User, Kundenservice). Ziel ist es, die größten Schmerzpunkte und Chancen zu identifizieren.Data Check: Kurzer Audit vorhandener Datenquellen: CRM, Web-Analytics, ERP. Ich prüfe Datenqualität und verfügbare Kennzahlen (z. B. Conversion-Rate, Time-to-Resolve, Prozessdurchlaufzeiten).Priorisierung: Mit einem einfachen Impact-Effort-Canvas priorisiere ich Maßnahmen: niedriger Aufwand, hoher Impact = Quick Win.Erster Quick Win: In der Regel wähle ich einen behebbaren Prozessengpass (z. B. automatisierte Lead-Zuordnung in Salesforce, einfache Formularoptimierung auf der Website von WordPress oder HubSpot) und liefere binnen 2–3 Wochen ein Ergebnis.Phase 2 (Tag 31–60): Skalierung & Prozessaufbau
Ziel: Quick Wins skalieren und wiederholbare Prozesse etablieren.
Roadmap-Dokument: Ich formuliere nun eine klar priorisierte Roadmap mit 3–5 Initiativen, Zeitplan und Verantwortlichkeiten (RACI).Technische Entscheidungen: Auswahl von Tools/Plattformen – z. B. Jira für Aufgaben- und Projektmanagement, Miro oder Mural für Workshops, Zapier oder n8n für einfache Integrationen, AWS/Azure für Infrastrukturentscheidungen.Prozessstandardisierung: Einführung von Standard-Workflows und KPIs. Ich definiere z. B. SLAs für Bearbeitungszeiten oder Acceptance-Kriterien für neue Features.Ressourcen & Budget: Sicherstellen, dass notwendige Ressourcen (intern/extern) verfügbar sind — Entwicklerkapazität, Data-Analysten, Change-Communications.Phase 3 (Tag 61–90): Stabilisierung & Übergabe
Ziel: Maßnahmen operationalisieren, Wissen sichern und Übergabe an Linienorganisation.
Monitoring: Dashboards aufbauen (z. B. Tableau, Power BI oder Looker). Ich setze 3–5 Kern-KPIs, die von Woche zu Woche verfolgt werden.Change-Kommunikation: Regelmäßige Status-Updates für Stakeholder, Erfolgsgeschichten teilen, um Akzeptanz zu erhöhen.Wissenssicherung: Playbooks, SOPs und kurze Trainings für Key-User erstellen.Review & Next Steps: Abschließende Retrospektive: Was lief gut, was nicht? Daraus ableiten: Roadmap für die nächsten 6–12 Monate.Beispiel-90-Tage-Plan (Tabellarisch)
| Zeitraum | Fokus | Ergebnis |
| Tag 0–30 | Schnellaufnahme, 1 Quick Win | Verbessertes Lead-Handling, erstes Dashboard |
| Tag 31–60 | Skalierung, Tools & Prozesse | Priorisierte Roadmap, Standard-Workflows |
| Tag 61–90 | Stabilisierung & Übergabe | Operative Kontrolle, Playbooks & Trainings |
Wie ich Prioritäten bestimme — ein praktisches Framework
Ich kombiniere drei Kriterien:
Business Impact: Wie stark erhöht die Maßnahme Umsatz, Effizienz oder Kundenzufriedenheit?Risk Reduction: Reduziert die Maßnahme Risiken (Compliance, Security, Betriebsstabilität)?Feasibility: Verfügbarkeit von Ressourcen, technische Machbarkeit und Time-to-Value.Maßnahmen, die in allen drei Kriterien hoch sind, bekommen Priorität. Für die Bewertung nutze ich oft eine einfache 1–5-Skala und visualisiere die Ergebnisse in einem Priorisierungs-Canvas.
KPIs, die ich in den ersten 90 Tagen empfehle
Time-to-Value (z. B. Zeit bis zum ersten messbaren Ergebnis)Adoptionsrate (z. B. Anteil der Nutzer, die ein neues Tool aktiv verwenden)Prozessdurchlaufzeit (z. B. Reduktion der Bearbeitungszeit um X%)Customer/Employee Satisfaction (kurze NPS- oder CSAT-Umfrage)Tools und Methoden, die sich bewährt haben
Je nach Kontext greife ich auf bewährte Tools zurück:
Jira/Asana/Trello für Task-Management und SprintsMiro/Mural für kollaborative Workshops und MappingZapier/n8n für schnelle IntegrationenSalesforce/HubSpot für CRM-OptimierungenPower BI/Tableau für DashboardsWichtig ist: Tools unterstützen die Arbeit — sie ersetzen nicht die Klarheit über Ziele oder die Beteiligung der Menschen.
Häufige Fallstricke und wie ich sie vermeide
Zu viele Initiativen gleichzeitig: Fokus verlieren. Ich begrenze die Anzahl der parallel laufenden Projekte bewusst.Technik-first statt Business-first: Keine Technologie ohne klaren Business Case.Mangelnde Einbindung: Nutzer werden zu spät einbezogen. Ich priorisiere frühe Prototypen und User-Tests.Keine Erfolgsmessung: Ohne KPIs wird alles subjektiv. Ich bestehe auf klaren Metriken.Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein einfaches Priorisierungs-Template und ein 90-Tage-Checkliste als Word- oder PDF-Dokument zur Verfügung stellen — damit Sie sofort starten können. Sagen Sie mir kurz, in welchem Bereich (z. B. Marketing-Operations, IT-Integration, Sales-Digitalisierung) Sie die Roadmap brauchen, und ich passe die Checkliste an Ihre Situation an.