Digitalisierung

Wie führen sie risikoanalysen bei digitalisierungsprojekten mit minimalen ressourcen durch

Wie führen sie risikoanalysen bei digitalisierungsprojekten mit minimalen ressourcen durch

Digitalisierungsprojekte stehen oft unter dem Druck knapper Budgets, knapper Zeit und limitierter personeller Ressourcen. Ich habe in den letzten zwölf Jahren viele solcher Projekte begleitet und gelernt: Risikoanalysen müssen nicht komplex oder ressourcenintensiv sein, um wirksam zu sein. Entscheidend ist, dass sie praktisch, fokussiert und handlungsorientiert sind. In diesem Artikel teile ich meine erprobte Vorgehensweise, Werkzeuge und konkrete Vorlagen, mit denen Sie Risikoanalysen auch mit minimalen Ressourcen effizient durchführen können.

Warum eine risikoorientierte Sichtweise bei Digitalisierungsprojekten unverzichtbar ist

Ich beobachte immer wieder, dass Teams sofort in die technische Umsetzung springen, ohne Risiken systematisch zu betrachten. Das kostet später Zeit und Geld. Eine kompakte Risikoanalyse hilft, Prioritäten zu setzen, sensible Annahmen offenzulegen und Maßnahmen zielgerichtet zu planen – und das mit überschaubarem Aufwand.

Grundprinzipien für schnelle, aber robuste Risikoanalysen

Meine Herangehensweise basiert auf fünf einfachen Prinzipien:

  • Fokus auf die kritischen Annahmen: Nicht jeder Aspekt muss bewertet werden. Konzentrieren Sie sich auf die Annahmen, deren Falsifizierung das Projekt ernsthaft gefährdet.
  • Iterativ statt perfekt: Erstellen Sie eine erste Analyse schnell und verbessern Sie sie schrittweise (Lean-Prinzip).
  • Praxisorientierte Bewertung: Verwenden Sie einfache Skalen (z. B. niedrig/mittel/hoch) statt komplexer Scores.
  • Niedrige Tool-Hürde: Nutzen Sie vorhandene Tools wie Excel, Google Sheets oder ein einfaches Kanban-Board.
  • Verantwortlichkeiten klar definieren: Jede identifizierte Maßnahme braucht einen Owner und einen zeitlichen Checkpoint.
  • Konkreter Ablauf in fünf Schritten

    Diese fünf Schritte haben sich in meiner Praxis bewährt. Sie dauern, bei klarer Fokussierung, oft nur einen bis zwei Tage und liefern dennoch belastbare Ergebnisse.

  • Schritt 1: Scope und kritische Annahmen herausarbeiten
  • Starten Sie mit einem kurzen Workshop oder einer strukturierten Besprechung (30–60 Minuten). Ziel: Die wichtigsten Projektziele und die kritischen Annahmen identifizieren. Fragen, die ich stelle:

  • Welche Ergebnisse müssen zwingend erreicht werden?
  • Welche Annahmen müssen wahr sein, damit das Projekt gelingt (z. B. Systemintegration, Datenverfügbarkeit, Nutzerakzeptanz)?
  • Dokumentieren Sie diese Annahmen in einer einfachen Liste (Excel/Sheets oder ein OnePager).

  • Schritt 2: Risiken ableiten
  • Für jede Annahme leiten Sie ein bis drei konkrete Risiken ab. Ich empfehle die Formel: Wenn nicht zutrifft, dann passiert und die Auswirkung wäre . Das zwingt zu konkret formulierten Risiken statt vager Befürchtungen.

  • Schritt 3: Erste Priorisierung (Wahrscheinlichkeit x Auswirkung)
  • Bewerten Sie jedes Risiko grob nach Wahrscheinlichkeit (niedrig/mittel/hoch) und Auswirkung (niedrig/mittel/hoch). Eine einfache Matrix reicht:

    WahrscheinlichkeitAuswirkungPriorität
    hochhochkritisch
    hochmittelhoch
    mittelhochhoch
    mittelmittelmittel
    niedrighochmittel
    niedrigmittelgering

    Wichtig: Diese Bewertung muss nicht perfekt sein. Ziel ist, die wenigen kritischen Risiken zu erkennen.

  • Schritt 4: Maßnahmen entwickeln und Verantwortlichkeiten zuweisen
  • Für Risiken mit hoher oder kritischer Priorität formulieren Sie konkrete Gegenmaßnahmen. Ich unterscheide drei Arten von Maßnahmen:

  • Vermeiden: Bspw. Schnittstellen reduzieren oder Standardlösungen wählen, um Integrationsrisiken zu minimieren.
  • Reduzieren: Proof-of-Concepts, Pilotphasen, technische Prototypen oder zusätzliche Tests einplanen.
  • Absichern: Verträge, SLAs oder Backout-Pläne definieren.
  • Notieren Sie zu jeder Maßnahme: Verantwortlicher (Owner), Aufwand (Stunden/Tage), Deadline und Erfolgskriterium. Nutzen Sie dafür eine einfache Tabelle oder ein Trello-Board.

  • Schritt 5: Monitoring und Nachsteuerung
  • Risikoanalyse ist kein einmaliges Dokument. Richten Sie kurze regelmäßige Check-Ins ein (z. B. 15-minütiges Risikoreview jede zweite Woche). Aktualisieren Sie die Matrix, streichen Sie gelöste Risiken und fügen Sie neue hinzu.

    Tools und Vorlagen, die wenig Ressourcen brauchen

    Ich bevorzuge Tools, die Teams bereits kennen und die keine neue Infrastruktur erfordern:

  • Google Sheets / Excel: Für Risikoliste, Priorisierung und Maßnahmenplan. Vorteil: leicht zu teilen und zu versionieren.
  • Trello / Jira: Für die operative Nachverfolgung von Maßnahmen mit klaren Owners und Deadlines.
  • Miro / MURAL: Für schnelle Workshops und die Visualisierung von Annahmen, Risiken und Stakeholder-Maps (kann auch in einer Stunde genutzt werden).
  • Einfaches OnePager-Template: Projektziel, Top-5 Risiken, Top-3 Maßnahmen — so hat das Management eine schnelle Entscheidungsgrundlage.
  • Praktische Checkliste für Risk-Sessions mit wenig Zeit

    Wenn Sie nur 60–90 Minuten haben, arbeite ich nach dieser Checkliste:

  • 10 Min: Ziel und Scope klären
  • 20 Min: Kritische Annahmen identifizieren (Brainstorming + Clustering)
  • 20 Min: Risiken ableiten und grob priorisieren
  • 20 Min: Sofortmaßnahmen für Top-3 Risiken definieren + Owner bestimmen
  • 10 Min: Nächste Schritte und Review-Termin festlegen
  • Beispiele aus der Praxis

    Ein typisches Beispiel: Bei einer Migration zu einem neuen CRM war die kritische Annahme, dass alle historischen Daten sauber exportiert werden können. Risiko: fehlerhafte Daten führen zu Ausfällen im Vertrieb. Maßnahme: Prototyp-Export für eine Stichprobe (2 Tage), Datenqualitätsskript und klarer Backout-Plan. Ergebnis: Datenproblem wurde früh erkannt und in der Pilotphase gelöst — deutlich weniger produktive Ausfälle.

    Ein anderes Beispiel: In einem Produktdigitalisierungsprojekt war die Annahme, dass Nutzer das neue Feature intuitiv nutzen würden. Risiko: geringe Akzeptanz. Maßnahme: A/B-Test mit 100 Nutzern und kurzen Usability-Interviews; Anpassung des Onboardings vor breitem Rollout.

    Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

    Aus meiner Erfahrung passieren diese Fehler oft:

  • Zu breit gefasste Risiko-Listen: Ergebnis: Ressourcenverstreuung. Tipp: Fokus auf Top-10 oder Top-5 Risiken.
  • Keine klaren Owner: Maßnahmen bleiben liegen. Tipp: Jeder Eintrag braucht einen Namen und ein Datum.
  • Keine regelmäßige Aktualisierung: Die Liste verstaubt. Tipp: Kurze, feste Review-Termine einplanen.
  • Wie Sie Stakeholder schnell ins Boot holen

    Bei knappen Ressourcen ist Stakeholder-Buy-in besonders wichtig. Ich nutze kurze, visuelle OnePager und ein 10-minütiges Briefing, um Entscheider zu informieren. Zeigen Sie klar, welche Risiken kritisch sind, welche Maßnahmen wenig Aufwand haben und welche Konsequenzen ein Nicht-Handeln hat. Das schafft schnelle Zustimmung für die notwendigen Ressourcen.

    Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein einfaches Excel-Template und ein OnePager-Layout zusenden, das Sie direkt in Ihrem Projekt einsetzen können. Senden Sie mir dazu kurz eine Nachricht — ich teile gern pragmatische Vorlagen, die ich selbst häufig einsetze.

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